Der Verkehr in Chinas Metropolen wird von Autos dominiert. In dem bevölkerungsreichsten Land der Welt sind mehr als 300 Millionen Fahrzeuge zugelassen. Diese schieben sich in den Städten täglich durch die Straßen und sorgen für ein immenses Verkehrsaufkommen. Gibt es dann auch noch keine Gehwege, ist eines klar: Kinder können sich hier nicht sicher durch den Verkehr bewegen – selbst wenn sie wissen, wie es richtig geht. Deshalb hat MobileKids China beschlossen, einen neuen Ansatz zu verfolgen und nicht nur Kindern zu erklären, wie sie sich richtig verhalten, sondern auch Sicherheits-, Verkehrs- und Bildungsbehörden, Branchenexperten, Verkehrspolizei und alle anderen, die sich mit dem Thema Verkehrssicherheit für Kinder beschäftigen, mit einzubeziehen.
- In China unterstützt das Maskottchen TongTong (Großer Panda) die Mitarbeiter von MobileKids.
- MobileKids arbeitet seit 2012 in China daran, Verkehrssicherheitstrainings für Schulkinder anzubieten. Inzwischen haben bereits 210 Partnerschulen von den angebotenen Kursen profitiert.
- Seit 2016 hat MobileKids in Zusammenarbeit mit Händlern bereits mehr als 800 Verkehrssicherheitskurse in Kommunen organisiert.
- Erfahren Sie hier mehr über die Aktivitäten von MobileKids in China.
Zu diesem Zweck und anlässlich ihres 10-jährigen Jubiläums hat die Initiative in Fernost das sogenannte Blue Book herausgebracht. Hierbei handelt es sich um einen Forschungsbericht, der den aktuellen Stand der Verkehrssicherheit für Grundschüler in Städten wissenschaftlich analysiert und Vorschläge zur Verbesserung unterbreitet. „Eltern, Lehrer und Verkehrssicherheitsinitiativen wie unsere können es nicht alleine schaffen. Wir müssen mit den Behörden und Fachleuten zusammenarbeiten, um die nächste Generation in China zu schützen“, sagt Yu Zhang von MobileKids China. Um diese Zielgruppe besser zu erreichen, wurde ein großer Teil der ersten Auflage des Buches kostenfrei an Partnerschulen, Verkehrspolizei und einige Forschungsorganisationen verteilt. „Die Empfänger, insbesondere die zuständigen Behörden wie das Verkehrsministerium, haben den Wert des Buches mit seinen Forschungsinhalten und seinem Zweck voll und ganz anerkannt“, fügt Zhang hinzu.
Zusätzlich zum neuesten Blue Book hat MobileKids China bereits sieben weitere Bücher für Kinder unterschiedlichen Alters veröffentlicht. Eine Übersicht:
Zielgruppe 3-6 Jahre
- „Let’s Drive as a picture book: The history of the automobile“ (Bilderbuch)
- „The Kid Lele Is a Car Enthusiast“ (Pop-up-Buch, das verschiedene Verkehrssituationen in 3D zeigt)
- „My First Book with All-Scenario Interactive Experiences” (AR-basierte Erfahrungen für Kinder)
Zielgruppe 7-10 Jahre
- „Adventures in Summer“ (Buch über Sicherheit von Kindern in verschiedenen Lebenssituationen)
- „Incidents During the Holidays” (Buch über die Sicherheit von Kindern im Verkehr)
- „I Know How to Protect Myself: I Will Never Do Dangerous Things“ und „I Know How to Protect Myself: I’m Not Afraid of Disasters” (Comic-Bücher)
Sieben Städte unter der Lupe
Um ausreichend Daten für die Analyse zu erhalten, verteilte das Autorenteam über 10.000 Fragebögen in sieben Städten und führte Gespräche mit Interessengruppen wie der Verkehrspolizei, Lehrkräften, Betreuern der „Young Pioneers of China“ und Vertretern des Sektors für öffentlichkeitswirksame Kommunikation. Zudem wurden typische Verkehrsunfälle mit und ohne Beteiligung von Grundschülern der vergangenen Jahre analysiert. Das Buch verbindet somit verschiedene Disziplinen wie Statistik und Sozialwissenschaften, Studien zur Kommunikation, Bildung und Verkehrstechnologie sowie Best-Practice-Beispiele aus aller Welt. „Dank dieser wissenschaftlich fundierten Studie können wir Empfehlungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kindern abgeben und den Behörden für öffentliche Sicherheit, Verkehr und Bildung sowie Schulen und anderen Organisationen Lösungen anbieten“, sagt Zhang.
- 1. Kindgerechtes Bildungssystem: Formulierung eines umfassenden Verkehrssicherheitsbildungsplans für alle Altersgruppen und Aufbau eines Verkehrssicherheitssystems in Schulen, Gemeinden und Familien.
- 2. Kindgerechter gesetzlicher Schutz: Verbesserung der Gesetzgebung auf mehreren Ebenen und Stärkung der Rechtsdurchsetzung.
- 3. Kindgerechte Verkehrsteilnehmer: Richtige Anleitung der Verkehrsteilnehmer und Förderung des Verkehrssicherheitsbewusstseins und der bürgerlichen Bildung.
- 4. Kindgerechte elterliche Verantwortung: Appell an alle Eltern, die Verkehrssicherheitsbotschaft an ihre Kinder zu verstärken, damit sie sich der Gefahren des Straßenverkehrs durch größeres Bewusstsein für Regeln, Sicherheit und Verantwortung bewusst werden.
- 5. Kindgerechte Reiserouten: Verbesserung der Verkehrseinrichtungen und Optimierung der Verkehrsorganisation, um es Kindern zu ermöglichen, sicher alleine zu reisen.
- 6. Kindgerechte gesellschaftliche Zusammenarbeit: Förderung vielfältiger Beteiligung von Regierung, Schulen, Gemeinden und Unternehmen des öffentlichen Wohlfahrtssektors.
- 7. Kindgerechte Verkehrssicherheitskultur: Schaffung kinderfreundlicher Nachbarschaften und Gemeinschaften, Förderung des Konzepts der vorsichtigen Fahrweise und Gestaltung einer nationalen Fahrkultur, um sicherzustellen, dass alle Fahrer die Verkehrsregeln befolgen.
Der zweite Band des Blauen Buches ist für 2024 geplant. Die sieben Leitlinien zur Schaffung einer kinderfreundlichen Stadt im Hinblick auf die Verkehrssicherheit, die im ersten Band festgelegt wurden, sollen im zweiten Band genauer untersucht werden.
Nicht nur MobileKids engagiert sich für mehr Verkehrssicherheit. Mit der Initiative SAFE ROADS setzt sich Mercedes-Benz seit 2015 dafür ein, weltweit die öffentliche Wahrnehmung des Themas Verkehrssicherheit zu steigern. „Wir haben uns damals innerhalb der konzerneigenen Unfallforschung intensiv mit der Anzahl der Opfer von Verkehrsunfällen beschäftigt und geschaut, wie diese weltweit aussehen“, sagt Jochen Feese, der die Unfallforschung leitet. „Hierbei ist uns aufgefallen, dass Indien mehr Unfälle mit Kindern verzeichnet als andere Länder. Darum wollten wir dort ansetzen.“ SAFE ROADS war geboren. Noch im selben Jahr reiste Jochen Feese mit seinen Kolleginnen und Kollegen mit einem eigenen Programm zur Stärkung der Verkehrssicherheit durch acht Städte Indiens. Neben Vorträgen zu den Themen Verkehrs- und Fahrzeugsicherheit zählte hierzu auch eine Ausstellung mit mehreren Erlebnisexponaten.
Safe Rods wurde danach so weiterentwickelt, dass das Format alle zwei Jahre mit wechselndem Schwerpunkt an einem anderen Ort wiederholt werden kann. Lag der Fokus 2017 auf der Verkehrssicherheit von Kindern, war es 2019 die Zukunft der Sicherheit und 2022 die Datennutzung. „Ganz wichtig neben dem vielseitigen Programm ist uns, dass wir bei SAFE ROADS viele Stakeholder, die am Thema Verkehrssicherheit mitwirken, zusammenbringen“, sagt Feese. Hierzu zählen auch Lieferanten von Sicherheitssystemen und Regierungs- sowie Behördenvertreter, Städteplaner und Nichtregierungsorganisationen.
Neben Indien engagiert sich die konzerneigene Initiative SAFE ROADS mittlerweile auch in China, „um alle Verkehrsteilnehmenden für die Herausforderungen im Straßenverkehr zu sensibilisieren“.