Fahrrad-Faktencheck: Was ist wirklich sicher im Straßenverkehr?

Sommerzeit ist Radzeit. Doch wie bewegt man sich sicher im Straßenverkehr? MobileKids beantwortet fünf wichtige Fragen rund ums Radfahren.

Fahren auf dem Gehweg, Radweg nutzen oder nicht, klingeln oder nicht klingeln, mit Helm oder ohne – beim Radfahren gibt es hitzige Diskussionen. Doch die entscheidende Frage bleibt oft auf der Strecke: Wie kommen Eltern und Kinder am sichersten durch den Straßenverkehr? MobileKids erklärt, worauf es ankommt.

1. Klingeln für die Sicherheit

Vor allem auf Wegen, die Fußgänger und Radfahrende gemeinsam nutzen, ist die Klingel am Fahrrad ein wichtiges Mittel, um vor dem Überholen auf sich aufmerksam zu machen. In Deutschland ist das Klingeln sogar vorgeschrieben, falls beim Überholen eine Gefahr für andere besteht. Lassen Fußgänger jedoch ausreichend Platz, verzichten viele Radfahrende darauf – aus Sorge, jemanden zu erschrecken. Denn wie die Autohupe soll auch die Fahrradklingel vorrangig zur Warnung genutzt werden. In Japan ist das Klingeln beim Überholen daher sogar streng verboten. Doch auch das leise Vorbeifahren birgt Risiken, da sich Fußgänger trotzdem erschrecken und unvorhersehbar reagieren können. 

Ja, was denn nun, Moki? Klingeln ist nicht nur eine Frage der Sicherheit, sondern auch der Höflichkeit. MobileKids empfiehlt daher, die Klingel rechtzeitig einzusetzen – am besten schon einige Meter vor dem Überholmanöver. So haben Fußgänger genug Zeit, sich umzusehen und entspannt Platz zu machen.

 

2. Darf man auf dem Gehweg radeln?

Darf oder sollte man auf dem Gehweg fahren, wenn die Straße unsicher erscheint? Oder ist das nur für Kinder erlaubt, während Erwachsene immer auf die Straße müssen? In Deutschland gilt: Kinder bis zehn Jahre dürfen auf dem Gehweg fahren, bis zum Alter von acht Jahren ist es sogar Pflicht. Eine Begleitperson darf mit dem Rad folgen. Ähnliche Regeln gibt es in vielen Ländern – allerdings mit unterschiedlichen Altersgrenzen. In Südkorea dürfen neben Kindern auch Seniorinnen und Senioren auf dem Gehweg fahren, während in Australien fast alle Bundesstaaten dies generell erlauben. Großbritannien hingegen verbietet das Radfahren auf dem Gehweg offiziell – für Kinder gibt es jedoch keine Strafen. Trotzdem nahm ein Polizist in Lincolnshire 2015 einem vierjährigen Mädchen auf dem Gehweg das Fahrrad ab – obwohl das nicht erlaubt war.

Ja, was denn nun, Moki? Solange es vorgeschrieben ist, müssen Kinder auf dem Gehweg fahren. Doch auch dort gibt es kritische Situationen. Eltern sollten in der Anfangszeit entweder auf der Fahrbahn dicht daneben bleiben oder – wenn erlaubt – auf dem Gehweg mitfahren. Der Übergang zur Straße erfordert sichere Fahrkenntnisse und intensive Vorbereitung. In Deutschland bietet sich die Radfahrausbildung im dritten oder vierten Schuljahr als guter Zeitpunkt an.

 

3. Mehr Sicherheit durch bessere Ausstattung

Ein verkehrssicheres Fahrrad in Deutschland muss mit zwei unabhängigen Bremsen, einer Klingel, einem weißen Scheinwerfer und Rückstrahler vorne, einem roten Scheinwerfer und Rückstrahler hinten, je zwei gelben Speichenreflektoren oder reflektierendem Material an den Rädern sowie rutschfesten Pedalen mit gelben Rückstrahlern ausgestattet sein. Ähnliche Vorschriften gibt es in vielen Ländern, doch Unterschiede bestehen. In Australien und Polen reicht beispielsweise eine Bremse aus.

Ja, was denn nun, Moki? Diese Vorschriften sind Mindeststandards. Wer mehr für die Sicherheit tun möchte, kann zusätzlich helle Kleidung, eine Warnweste oder ein Helmlicht nutzen, um besser gesehen zu werden.

 

4. Radstreifen oder Radweg – was ist sicherer?

Baulich getrennte Radwege vermitteln oft ein höheres Sicherheitsempfinden, gelten aber an Kreuzungen als gefährlicher. Der Grund: Autofahrende nehmen Radfahrende schlechter wahr, sodass es an Einmündungen und Kreuzungen häufiger zu Konflikten kommt. Auf Radstreifen, die direkt auf der Fahrbahn verlaufen, ist das gegenseitige Bewusstsein höher – allerdings fühlen sich viele Radfahrende dort weniger geschützt. Weil baulich getrennte Radwege häufiger genutzt werden, kommt es dort auch öfter zu Unfällen. Insgesamt ist der Unterschied so gering, dass Expertinnen und Experten keiner Variante eine eindeutige Präferenz geben. Ein Vorbild ist die niederländische Infrastruktur: Dort werden Kreuzungen mit Inseln an den Ecken so gestaltet, dass eine klare Trennung und bessere Sichtbarkeit gegeben ist.

Ja, was denn nun, Moki? Grundsätzlich sind baulich getrennte Radwege sicherer – bis zur nächsten Kreuzung. Dort ist besondere Vorsicht gefragt. Am besten sind natürlich unabhängige Fahrradstraßen und Radschnellwege wie in Kopenhagen oder Amsterdam.

 

5. Mit oder ohne Helm?

In Australien besteht für alle Radfahrenden Helmpflicht, in Spanien nur außerhalb von Ortschaften. Länder wie Israel, Österreich, Schweden oder Südkorea schreiben Helme nur für Kinder vor. In den meisten mitteleuropäischen Ländern – einschließlich Deutschland – ist das Helmtragen freiwillig. Helme können Verletzungen verhindern, da sie bis zu 87 Prozent der Stoßenergie absorbieren. Doch Studien zeigen, dass gute Radwege, sichere Ampelführungen und eine radfreundliche Verkehrsplanung einen noch größeren Einfluss auf die Zahl der Kopfverletzungen haben. Die Helmpflicht allein macht das Radfahren also nicht automatisch sicherer.

Ja, was denn nun, Moki? Die beste Lösung ist eine Kombination aus allem: Helm tragen, vorausschauend fahren und möglichst Strecken mit guter Radinfrastruktur nutzen.