„Erwachsene müssen ein gutes Vorbild sein“

Verkehrserziehung ist für Willi Weitzel ein Megathema. Der bekannte Moderator der Fernsehsendung „Willi wills wissen“ nimmt vor allem die Erwachsenen in die Pflicht.

Jeder kennt Willi. So ist es auch auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin. Bei der MobileKids Kinderverkehrsschule am Mercedes-Benz Stand ist der 49-Jährige ein begehrter Ansprechpartner für Jung und Alt. Im Interview macht sich Willi Weitzel Gedanken über die richtige Ansprache bei Lerninhalten, künftige Herausforderungen im Straßenverkehr und die Rolle der Erwachsenen bei der Verkehrserziehung, speziell von Lehrern und Eltern.

Herr Weitzel, wer sagt eigentlich Herr Weitzel zu dir?

Das kann zum Beispiel passieren, wenn ich in die Bank komme oder sich das Finanzamt meldet. Aber sonst sind es relativ wenige Menschen, die mich nicht Willi nennen.

Besteht die Gefahr, dass du nur noch als die Figur Willi wahrgenommen wirst?

Für mich ist Willi keine Figur, sondern eine Facette von mir, in der ich immer ein bisschen mutiger, ein bisschen frecher und ein bisschen dreister bin. Als Willi kann ich mir mehr erlauben.

Wieviel Willi steckt im Menschen Willi Weitzel?

Jeder von uns nimmt doch unterschiedliche Rollen ein. Wenn ich zum Beispiel mit meiner Familie zusammen bin, bin ich der Familienvater. Da ist man dann auch in der Rolle, in der man manchmal streng mit den eigenen Kindern sein muss. Kinder lieben es, Grenzen gesetzt zu bekommen. Denn sie wollen diese Grenzen am liebsten auch mal sprengen. Aber generell liebe ich es, Willi zu sein.

Mit 5, 7 und 14 Jahren ist auch für Deine Kinder Verkehrserziehung noch ein Thema. Wie wichtig ist es, sich damit permanent auseinander zu setzen?

Das ist extrem wichtig. Wir dürfen nie müde werden, Verkehrserziehung zu betreiben. Denn es gibt immer wieder neue Kinder, denen wir die ganze Welt des Straßenverkehrs zeigen müssen. Wichtig ist, dass bei uns Erwachsenen das Thema immer im Kopf ist.

Willi Weitzel auf dem MobileKids Stand

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Wie entscheidend ist es, dass sich dabei auch die Ansprache ändert?

Sehr wichtig. Wir sprechen im Moment viel von öffentlichem Nahverkehr. Der hat vor zehn Jahren gar nicht so die Rolle gespielt. Auf einmal ist es aber entscheidend, dass sich Kinder in Bus oder Straßenbahn richtig verhalten. Wenn man auf die Geschichte der Pädagogik schaut, dann hieß es früher oft: Vorsicht, so darfst du dich nicht verhalten. Heute hat man eine andere Herangehensweise. Der Kinderführerschein der MobileKids Kinderverkehrsschule zeigt das eindrucksvoll: hier lernen die Kinder anhand eines Perspektivwechsels was bei Erwachsenen im Auto durch den Kopf geht. So erfahren sie, wie wichtig das richtige Verhalten als Fußgänger ist, weil sie sonst von den Autofahrern vielleicht gar nicht gesehen werden. Solche Maßnahmen auf Augenhöhe sind extrem wichtig.

Wer ist bei der Verkehrserziehung wichtiger, Lehrer oder Eltern?

In Afrika gibt es ein Sprichwort, wonach ein ganzes Dorf für die Erziehung eines Kindes zuständig ist. Wir alle tragen daher eine Verantwortung. Im weitesten Sinne sind alle Erwachsene verantwortlich für den Kinderschutz. MobileKids ist eine tolle Initiative. Wenn es um die Erziehung von Kindern im Straßenverkehr geht, stehen Eltern und Lehrer gleichermaßen in der Verantwortung.

Gehen viele Eltern das Thema falsch an, indem sie die Verantwortung auf die Schule abschieben?

Gerade was Verkehrserziehung betrifft, müssen sich viele Eltern an die eigene Nase fassen. Denn sie können ihren Kindern sagen, was sie wollen: wenn aber der Vater im Auto regelmäßig gerade noch über die schon rote Ampel fährt, beobachten das die Kinder von der Rückbank sehr aufmerksam. Und das ist schlecht. Erwachsene müssen ein gutes Vorbild sein. Worte helfen nicht, wenn es das entscheidende Vorbild nicht vorlebt.

Du bist ein Experte dafür, wie man Kindern am besten Inhalte vermittelt. Wie kann man Kinder am besten für Verkehrserziehung begeistern?

So eine Kinderverkehrsschule mit den Elektroautos wie bei MobileKids auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin ist natürlich der beste Weg, Kinder zu begeistern und ihnen gleichzeitig etwas beizubringen. Als Kind hätte ich diese Fahrzeuge sicher auch geliebt. Zusätzlich gibt es den Theorieteil, bei dem die Kinder wichtige Informationen erhalten. Beides zusammen machen MobileKids und die Kinderverkehrsschule zu einer wertvollen Initiative.

Es gibt 180 „Willi-wills-wissen“-Folgen. Aber nur wenige haben Verkehrserziehung zum Thema. Warum ist das so?

Das ist richtig. Aber es gibt viele Situationen in den 180 Folgen, in denen ich zum Beispiel die Straße überqueren musste. Dabei habe ich dann natürlich darauf hingewiesen: erst nach links schauen, dann rechts, noch mal links und erst dann darf man gehen. Und es gab eine Folge zum Fahrradführerschein. Das werde ich nicht vergessen. Ich habe die Prüfung bestanden und danach von der Lehrerin sogar einen Kuss bekommen.

Wie sehr beschäftigt dich das Thema Verkehrserziehung in deiner aktuellen Filmreihe „Willi macht Schule“?

Mit diesen Filmen für den Unterricht, die übrigens schon mehrfach mit dem Comenius Award für didaktisch herausragende Bildungsmedien ausgezeichnet wurden, richten wir uns an Lehrer. Verkehrserziehung ist dabei ein großes Thema, besonders der Schulweg beschäftigt uns. Wir haben hier mit megaherz Campus Filme speziell für die ersten beiden Klassen gedreht, aber auch für die dritte und vierte Klasse gibt es entsprechende Inhalte. Bei den Angeboten für die Älteren geht es unter anderem auch um den Fahrradführerschein.

Ist in puncto Verkehrserziehung nicht irgendwann alles gesagt und alle Themen abgedeckt?

Nein, wir dürfen nicht müde werden, das Thema immer wieder neu anzugehen. Denn die Situationen im Straßenverkehr verändern sich. Heute schauen Kinder beispielweise auf ihr Handy und laufen unachtsam auf die Straße. Aber ich denke auch an die Erwachsenen. Die fahren auf einmal mit dem Elektroroller auf dem Gehweg und achten nicht auf Kinder. Liebe Erwachsene, es ist eure Verantwortung, auf die Kinder zu achten.

Müssten auch Erwachsene immer mal wieder in die Verkehrsschule?

Unbedingt. Ich finde, wir können nicht den Kindern die Verantwortung überlassen und sagen: ihr müsst schauen, dass ihr immer gut über die Straße kommt. Die Erwachsenen sind genauso dazu verpflichtet. Sie können nicht mit 18 Jahren den Führerschein machen und mit 68 immer noch rumfahren und sagen, dass sie wissen, wie es geht. Permanentes Lernen ist für alle Bereiche des Lebens wichtig, auch für den Straßenverkehr.

Zur Person

Helmar Rudolph Willi Weitzel wurde 1972 in Marburg geboren. Bekannt wurde der dreifache Familienvater, der heute am Ammersee in Bayern lebt, als Moderator der Fernsehsendung „Willi wills wissen“. In 180 Folgen, die von 2002 bis 2010 ausgestrahlt wurden, erklärte er Kindern interessante Sachthemen. In der mehrfach ausgezeichneten Fernsehreihe schlüpfte er in verschiedene Berufe, gab dabei interessante Einblicke und schreckte auch vor sensiblen Themen nicht zurück. Eine noch heute sehr beliebte Episode ist: „Wie ist das mit dem Tod?“ Willi Weitzel nennt sich selbst „Reporter, Moderator, Welterforscher, Abenteurer und Produzent“.

Er ist auch heute vielbeschäftigt. Neben der Unterrichts-Filmreihe „Willi macht Schule“ dreht er unter anderem Kinofilme, hält Vorträge, ist Buchautor und engagiert sich in zahlreichen Institutionen für Kinder und Umweltthemen.

www.williweitzel.com