Schwarz-rot-goldene Streifen auf weißem Trikot, das war für den Großteil der Radsportsaison 2021 das Markenzeichen von Magdalena Leis. Ein klares Indiz, dass hier nicht irgendeine Nachwuchssportlerin in die Pedale tritt, sondern die amtierende Deutsche Meisterin in der Schülerklasse (U15). In diesem Jahr greift die mittlerweile 14-Jährige vom RSC Linden (Rheinland-Pfalz) schon in der Jugendkategorie (U17) an. Während sie bei den Rennen auf abgesperrten Strecken unterwegs ist, fährt sie in ihrem Trainingsrevier im Pfälzer Wald neben Autos und Motorrädern her. MobileKids hat nachgefragt, wie sie dabei auf ihre Sicherheit achtet.
Hallo Magdalena, du bist eine der besten Nachwuchsradsportlerinnen Deutschlands. Was fasziniert dich an dem Sport?
Ich bin als Kind schon gerne mit dem Rad gefahren. Auf den Gedanken, bei Rennen zu starten, bin ich durch einen Freund aus der Grundschule gekommen. Er hat mich vor ungefähr fünf Jahren mal zum Training mitgenommen. Mir hat es so gut gefallen, zusammen mit den anderen und den Trainern zu fahren, dass ich dabeigeblieben bin. Durch die Rennen und die Trainingslager kommen wir natürlich auch viel rum und sehen viele neue Gegenden. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren wir sogar ab und zu im Ausland. Das ist ein bisschen seltener geworden. Der Schwarzwald ist aber auch ein gutes Radsportrevier.
Da du so erfolgreich bist, trainierst du sicher häufig, oder?
Insgesamt kommen pro Woche fünf oder sechs Trainingsfahrten auf dem Rad zusammen. Vier mit der Trainingsgruppe am Sportgymnasium in Kaiserslautern und an den Wochenenden fahre ich dann ein oder zweimal für mich allein. Eine Einheit auf dem Rad dauert ungefähr zwei Stunden. Dazu kommen dann noch das Stabilisations- und das Krafttraining. Das nimmt alles schon eine Menge Zeit in Anspruch.
Wie gestaltet ihr denn eure Trainingsrouten? Sucht ihr euch extra weniger befahrene Straßen aus?
Bei den Einheiten nach der Schule fahren unsere Vereinstrainer immer mit und legen die Routen fest. Dabei achten sie darauf, dass wir auf Strecken mit weniger Verkehr fahren. Wenn parallel zur Straße ein Fahrradweg verläuft, bleiben wir eh auf dem. Daran orientiere ich mich auch, wenn ich allein unterwegs bin. Viel befahrene Straßen meide ich. Davor habe ich trotz des häufigen Trainings immer noch ziemlich viel Respekt.
Gibt es Situationen, vor denen du Angst hast?
Angst sollte man im Straßenverkehr nicht haben, aber immer Respekt. Wer als Radfahrerin oder Radfahrer auf der Straße fährt, hat nie die Kontrolle darüber, was passiert. Natürlich fahre ich zur Sicherheit am Rand. Es gibt aber immer Autofahrer, die zu schnell und zu dicht überholen. Deshalb ist der Respekt vor der Situation sehr wichtig, weil er die Wahrnehmung für die Straße schärft.
Wie wirkt sich dieser Respekt auf dein Verhalten aus?
Das fängt damit an, dass ich immer die Verkehrsregeln einhalte. Außerdem fahre ich so weit außen, dass ich Autofahrer nicht behindere, von ihnen aber noch gut wahrgenommen werde. In Kurven ist es wichtig, nicht zu weit in die Fahrbahnmitte auszuscheren.
1. Handzeichen
Beim Abbiegen das Handzeichen immer rechtzeitig machen.
2. Radweg
Immer auf dem Radweg fahren, wenn er in Ordnung ist.
3. Keine Angst
Respekt vor Autos und Bussen ist wichtig, aber man darf auch keine Angst haben. Die macht einen nur nervös und das führt erst recht zu Fehlern.
4. Kleidung
Denke immer an die richtige Kleidung. Die sollte möglichst hell und mit Reflektoren ausgestattet sein.
Dein Training ist anstrengend. Hast du dabei überhaupt noch einen freien Kopf, um auf all diese Dinge zu achten?
Wir fahren beim Straßentraining zwar schon mit hohem Puls, aber meistens im Bereich der Grundlagenausdauer. So, dass man noch problemlos reden und trinken kann. Wir sind dabei noch weit von unserer Belastungsgrenze entfernt. Durch das ständige Training habe ich die Abläufe außerdem so oft durchgespielt, dass ich sie mittlerweile fast automatisch beachte.
Ziehst du dich so an, dass du gut erkennbar bist?
Darauf achte ich tatsächlich immer, besonders im Winter. Dann geben uns die Trainer sogar vor, dass wir auffällige Kleidung anziehen müssen. Unsere Vereine stellen uns für die dunkle Jahreszeit Jacken mit grellen Neonfarben. Gute Radklamotten sollten immer hell sein und Reflektoren haben, damit man wirklich gesehen wird. Wir müssen im Winter die Lampen auch immer an unseren Rädern haben, auch wenn wir vorher wissen, dass wir sie wahrscheinlich gar nicht brauchen.
Dann trainiert ihr also auch bei Dunkelheit?
Wir versuchen, es zu vermeiden. Da wir aber keine Halle zum Bahnradfahren in unmittelbarer Nähe haben, müssen wir auch im Winter viel im Freien trainieren. Wenn wir dabei merken, dass es vor dem Ende der Einheit dunkel wird, fahren wir früher heim. Den Rest spulen wir dann drinnen auf dem Rollentrainer ab.
Werdet ihr für das Training auf der Straße extra geschult?
Wie jedes Kind habe ich in der Grundschule auch meinen Fahrradführerschein gemacht. Vor dem Einstieg in das Radtraining bekommen die meisten von uns aber nochmal eine Einweisung über alle Themen, die beim Radfahren auf der Straße beachtet werden müssen. Es dauert etwas, bis sich das alles automatisiert hat und man beim Abbiegen tatsächlich immer das Handzeichen macht. Deshalb fährt einer unserer Trainer aber immer hinter uns und weist uns darauf hin, wenn wir was falsch machen.
Du hast von Radwegen gesprochen. Vielen erwachsenen Rennradfahrern scheinen die zu schlecht zu sein, sodass sie immer die Straße nutzen. Wie siehst du das?
Wenn da tausend Scherben rumliegen oder der Fahrbahnbelag extrem schlecht ist, dann würde ich da auch nicht fahren. Bei uns im Pfälzer Wald sind die Radwege aber meistens in Ordnung und sauber. Falls dann doch mal Scherben rumliegen, weichen wir denen einfach aus. Wenn die Radwege in gutem Zustand sind, finde ich es wichtig, auf ihnen zu fahren.
In der Straßenverkehrsordnung (StVO) und der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) sind alle Regeln fürs Radfahren auf Straßen festgelegt. Mittlerweile gelten sie gleichermaßen für alle Radfahrenden. Bis heute gibt es aber Regelungen, die für alle gelten, von denen Rennradfahrer*innen aber besonders profitieren.
1.) Bis zur Novelle der Straßenverkehrszulassungsordnung 2017 durften nur Fahrräder mit weniger als 11 kg Gewicht – also vor allem Rennräder – bei Tag auch ohne Beleuchtung gefahren werden. Mit der Anpassung von § 67 StVZO wurde das aber auf alle Räder übertragen. Seitdem ist es bei ausreichendem Licht generell gestattet, ohne Beleuchtung zu radeln. Abnehmbare und batteriebetriebene Scheinwerfer sind also erlaubt. Sie müssen aber aufgesteckt werden, sobald die Dämmerung einsetzt, es ganz dunkel ist oder die Witterung die Sichtverhältnisse einschränkt.
2.) Wenn blaue Radwegschilder (Zeichen 237, 240 und 241) dies anordnen, gilt die Radwegenutzungspflicht auch für Rennradfahrende. Sobald eine Gruppe von Radelnden aber aus mehr als 15 Personen besteht, gilt sie laut §27 der StVO als Kolonne. Dann darf zu zweit nebeneinander und auf der Straße gefahren werden. Was bei gewöhnlichen Radtouren selten ist, kommt bei Trainingsgruppen im Straßenradsport schon vor.
3.) Eine Kolonne aus Radfahrenden muss geschlossen bleiben, weil sie als ein Fahrzeug angesehen wird. Sobald die Spitze des Verbands eine Kreuzung bei freier Fahrt passiert, müssen alle Mitglieder folgen, selbst wenn in der Zwischenzeit die Ampel auf Rot umspringt oder aus der vorfahrtsberechtigten Straße ein Fahrzeug kommt.