Ein sicherer Schulweg will geübt sein

Pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres erklärt MobileKids, was einen sicheren Schulweg auszeichnet und wie Kinder sich diesen am besten merken können.

In den Monaten August und September gehen in Deutschland und vielen anderen Ländern der Erde die Sommerferien zu Ende – das neue Schuljahr beginnt. Millionen Kinder machen sich dann wieder täglich auf den Weg zur Schule und begeben sich hierfür auf die Straße. Vor allem für die Jüngsten unter ihnen, die gerade eingeschulten Erstklässler, kann dies bisweilen herausfordernd sein, weil sie bisher immer und überallhin von ihren Eltern begleitet wurden. „Und trotzdem empfehle ich, dass Kinder je nach Verkehrssituation ab der ersten Klasse den Schulweg allein bewältigen“, sagt Lehrerin Katharina Dausch aus Rheinland-Pfalz, die seit Jahren Mädchen und Jungen beim Verkehrstraining begleitet und deshalb weiß, wovon sie spricht.

Quatschen vor dem Unterricht hilft

Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen, würden in vielerlei Hinsicht profitieren. „Der Weg zur Schule stärkt die Motorik, die Gesundheit, die Konzentration und besonders die Sozialkompetenz“, unterstreicht Dausch die Wichtigkeit des Schulwegs für Kinder, die viel ausgeglichener sind, wenn sie sich vor dem Unterricht bereits bewegt und mit Freunden unterhalten haben. „Wenn wir Erwachsenen nach dem Wochenende zur Arbeit kommen, fragen wir ja auch erstmal bei den Kollegen nach, wie es ihnen geht oder was sie an ihren freien Tagen gemacht haben. Wieso sollte ich dann von Kindern erwarten, dass sie all das weglassen und sich direkt auf den Unterricht konzentrieren?“

Was zeichnet einen sicheren Schulweg aus?

Möglichst wenig Straßenüberquerungen

Das Kreuzen von Straßen sollte, soweit es möglich ist, vermieden werden.

 

Geeigneter Gehweg

Ein durchgehender, breiter und vor allem in der dunklen Jahreszeit gut ausgeleuchteter Gehweg sorgt für mehr Sicherheit.

 

Ausreichend Hilfsmittel

Fußgängerübergänge mit Ampeln, Zebrastreifen oder Mittelinseln erleichtern es, die Straße zu überqueren.

 

Wenig Hindernisse

Straßen entlang viel befahrener Radwege, mit parkenden Autos oder Bäumen am Straßenrand und Baustellen eignen sich nur bedingt für den Schulweg. Genauso gilt: Je weniger Verkehrsaufkommen, desto sicherer sind die Kinder.

Dausch, die selbst Mutter von zwei Kindern ist, kann natürlich nachvollziehen, dass Eltern sich um ihren Nachwuchs sorgen, weiß aber auch, dass der Schulweg mit entsprechender Vorbereitung für jeden machbar ist. „Eltern sollten sich ausreichend Zeit nehmen, mit den Kindern durchzusprechen, worauf sie auf dem Weg zur Schule achten sollen, wo mögliche Gefahren lauern könnten. Im Idealfall gehen sie den Schulweg sogar mit den Kleinen gemeinsam ab. Dann wird man schnell merken: Kinder können sich einen Schulweg schon ganz gut merken“, sagt Dausch, die dafür plädiert, den Kids mehr zuzutrauen. Getreu dem Motto: Übung macht den Meister.

Helle Kleidung in der dunklen Jahreszeit

Ausschließlich mit Übung gehe es dann aber doch nicht, auch die richtige Kleidung spiele eine wichtige Rolle. Besonders während der dunklen Jahreszeit sollten die Eltern laut Dausch darauf achten, ihren Kindern helle Kleidung anzuziehen – insbesondere an den Beinen, weil diese dem Lichtkegel der Autos entsprächen. Auch Warnwesten und Reflektoren an den Schulranzen würden die Sichtbarkeit des Nachwuchses erhöhen. „Man unterschätzt das häufig: Wenn das Schuljahr startet, ist es noch schön hell, aber dann wird es ganz schnell trüb und dunkel, weshalb Kinder leicht übersehen werden können“, warnt Dausch.

Nichtsdestotrotz ist die Sozialschullehrerin und frühere Polizistin davon überzeugt, dass die größte Gefahr im Straßenverkehr gar nicht die Fehler der Kinder, sondern die der anderen Verkehrsteilnehmer sind: „Wenn Autofahrer am Smartphone herumspielen oder sich nicht an Geschwindigkeitsvorgaben halten, ist das viel gefährlicher als kleinere Unachtsamkeiten der Schüler.“ Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich daher noch einmal vor Augen führen, dass nun das neue Schuljahr beginnt.

Der laufende Schulbus

Der Schulweg zu Fuß wird sicherer und macht deutlich mehr Spaß, wenn Kinder ihn gemeinsam mit ihren Freunden zurücklegen können. Der „laufende Schulbus“ ist eine Methode, wie Schüler einen ersten Schritt zur selbstständigen Bewältigung des Schulwegs machen können. Hierbei geht eine Gruppe von Kindern morgens und mittags gemeinsam zur Schule beziehungsweise wieder nach Hause. Der „Busfahrer“ ist in der Regel ein Erwachsener, der die Kinder auf ihrem Weg begleitet. Wie bei einem Linienbus werden nach einem festgelegten Fahrplan feste Haltestellen auf dem Weg zur Schule angelaufen. Hier geht die Gruppe zu einem festgelegten Zeitpunkt vorbei und
die Kinder können „ein- und aussteigen“. Neben der erhöhten Sicherheit profitieren die Schüler auch dahingehend, dass sie sich bewegen und Konzentration, Selbstständigkeit sowie das soziale Miteinander gefördert werden.

Hier geht's zur Anleitung (S. 138)

Eine wichtige Funktion in Sachen Schulweg haben auch die Lehrkräfte, schließlich sollten sie mit den Kindern das Überqueren der Straße üben. „Viele Lehrerinnen und Lehrer machen das mit ihren Erstklässlern bereits sehr gut“, lobt Dausch. „Meistens geht man mit der Klasse während einer Unterrichtsstunde an die Straße, damit wirklich jedes Kind ein paar Übungsversuche bekommt.“ Hierbei sei besonders wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass es grundsätzlich sinnvoller sei, einen Umweg zu gehen und hierdurch sicher über die Straße zu gelangen, als sich an einer unübersichtlichen Stelle in Gefahr zu bringen.

Elterntaxis sind gefährlich

Auch für Eltern fungieren die Lehrkräfte als Ansprechpartner. Besonders der sogenannte nullte Elternabend, der kurz vor der Einschulung der Kinder stattfindet, bietet sich an, ihnen Tipps an die Hand zu geben, wie sie den perfekten Schulweg für ihr Kind festlegen. „Zudem sollten Lehrer die Eltern immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig es ist, dass Kinder selbstständig in die Schule kommen“, sagt Dausch, die die Eltern hierbei auch gerne darauf hinweist, die Kinder nicht zu häufig mit dem Auto zur Schule zu fahren.

„Ich kann natürlich verstehen, dass man ab und an das Auto für den Schulweg nimmt, zur Gewohnheit sollte dies jedoch nicht werden“, sagt Dausch und spielt damit auf das Problem der Elterntaxis an, die regelmäßig vor Schulgebäuden für ein Verkehrschaos und einen zusätzlichen Gefahrenherd sorgen. Denn: Wenn Eltern in der zweiten Reihe, an der Bushaltestelle oder im Halteverbot, parken und die Kinder anschließend zur Straße hin aussteigen, steigt die Unfallgefahr enorm an.

Im Einsatz für mehr Sicherheit

Schülerlotsen gibt es seit 1953 in Deutschland. Hierbei handelt es sich meistens um ältere Schüler, Eltern oder Rentner, die für die jüngeren und unerfahreneren Schüler auf freiwilliger Basis an gefährlichen Stellen den Schulweg sichern und sicher über die Straße helfen. In ganz Deutschland sind etwa 50.000 Schülerlotsen tätig.

Schulbusbegleiter sichern an Bushaltestellen den Wartebereich ab, helfen beim Ein- und Aussteigen und achten während der Fahrt darauf, dass sich keiner der Schüler danebenbenimmt. Auch in Spanien gibt es derartige Schulbusbegleiter.

Quelle: Verkehrswacht