Abschließen, anschließen, einschließen

Dieben ein Schnippchen schlagen: Mit dem richtigen Schloss an der richtigen Stelle und am richtigen Ort ist das Fahrrad gut geschützt.

Die gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Fahrraddiebstähle sinkt. Die schlechte: allein in Deutschland wurden 2021 laut Polizeistatistik noch immer rund 234.000 Zweiräder gestohlen – die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher. Wie viele der geklauten Räder draußen standen oder nicht angeschlossen waren, ist nicht statistisch erhoben. Trotzdem zeigt die Zahl eines: Egal, ob man nur mal kurz in die Bäckerei geht oder das Rad auf dem Schulhof vermeintlich sicher steht – das Ab- und Anschließen ist wichtig.

Die Hürden höher legen

Ab- und Anschließen? Richtig gelesen. Ein Schloss ans Fahrrad anzubringen, ist zwar ein guter erster Schritt, weggetragen werden kann es so aber immer noch. An einen Fahrradständer, Laternenpfahl oder Baum angeschlossen, ist die Hürde für Diebe gleich viel höher. Geeignete Fahrradständer gibt es an jeder Schule, Sporthalle und weiteren öffentlichen Einrichtungen. Genauso wichtig ist es, das richtige Schloss auszuwählen. Hier muss immer die richtige Balance zwischen Gewicht und Funktion gefunden werden. Dünne Kabelschlösser sind schnell durchgezwickt, schwer zu knackende, aber auch zu transportierende Kettenschlösser können gerade für kleine Kinder zum Gewichtsproblem werden.

Ist die Wahl für das individuell passende Schloss getroffen, kommt es darauf an, das Rad richtig abzuschließen. Und anzuschließen. Dabei muss man aber darauf achten, wo das Schloss am Fahrrad befestigt wird. Nur durch den Reifen gefädelt, kann dieser von Dieben einfach abmontiert und der Rest des Gefährts mitgenommen werden. Das Schloss muss also unbedingt durch den Rahmen geführt werden. Lose Teile wie Tacho, Fahrradcomputer oder ein Sattel mit Schnellspanner sollten immer entfernt und mitgenommen werden. An der neuen Schule oder beim ersten Besuch von Sportplatz, Musikschule und Co. können Eltern mit ihren Kindern einen geeigneten Abstellplatz ausfindig machen, damit der Nachwuchs jederzeit weiß, wo er sein Rad gut und sicher anschließen kann.

Smarte Helfer

Noch relativ neu sind sogenannte smarte Fahrradschlösser, die bei einem Diebstahlversuch einen Alarm auslösen können. Oder auch GPS-Tracker, also versteckte Sender am Fahrrad, die den Besitzer per SMS alarmieren, wenn das abgestellte Rad bewegt wird. Der app-gestützte Diebstahlschutz wird in der Zukunft sicherlich verstärkt eine Rolle spielen. Für weitere Sicherheitsvorkehrungen wie zum Beispiel das Notieren der Rahmennummer, die der Polizei im Fall eines Diebstahls bei den Ermittlungen hilft, gibt es verschiedene Apps zur Unterstützung.

Am allerbesten schützt aber am Ende immer noch die Vorsicht. Wer alle Tipps beachtet und sein Fahrrad noch dazu wann immer möglich in einem abgeschlossenen Raum wie einer Garage oder einem Fahrradkeller abstellt und zum Ab- und Anschließen also auch noch einschließt, hat gute Karten, dass ihm sein Drahtesel nicht abhandenkommt.

„Gelegenheit macht Diebe“

Udo Heinz, Polizeihauptkommissar beim Referat Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart, erklärt im Interview, wie gefährdet Kinderfahrräder sind, was das Siegel VdS bedeutet und wie man Diebe mit einem psychologischen Trick überlisten kann.

Herr Heinz, Kinderfahrräder werden immer hochwertiger – werden sie dadurch auch vermehrt gestohlen?

Heinz In der Statistik wird nicht zwischen Kinder- und Erwachsenenfahrrädern differenziert. Aus Erfahrung können wir aber sagen, dass Räder von Kindern unter acht bis zehn Jahren selten gestohlen werden. Meist geht es ab Rahmengröße S beziehungsweise 24 Zoll los.

An welchen Orten schlagen Fahrraddiebe besonders oft zu?

Heinz Am meisten betroffen ist der öffentliche Raum. Also Fahrradständer an Haltestellen, an Schulen, sogar in Hinterhöfen in Wohngebieten. Mittlerweile wird sogar vermehrt in Fahrradabstellräume in Mehrfamilienhäusern eingebrochen. Viele machen es Dieben aber auch zu leicht – die Diebstahlsicherung ist oft unzureichend oder gar nicht vorhanden. Und Gelegenheit macht eben Diebe.

Es gibt so viele Fahrradschlösser auf dem Markt – wie soll man da in Sachen Preis-Leistung das richtige für sich finden?

Heinz Ich empfehle auf die VdS-Zertifizierung zu achten. Das Siegel dokumentiert maximale Qualität und Zuverlässigkeit von Produkten und Dienstleistungen – und bietet so ähnlich wie eine Art DIN-Norm Orientierung im Sicherheitsklassen-Dschungel. Und generell gilt die Faustregel, dass man fünf bis zehn Prozent des Fahrradkaufpreises in die Diebstahlsicherung investieren sollte. Das wissen und beachten viele nicht. Wenn ich ein 5.000-Euro-Rad habe und es mit einem 10-Euro-Schloss sichere, passt das nicht zusammen.

Je besser das Schloss, desto schwerer und teurer – welches Schloss empfehlen Sie für Kinder?

Heinz Wir sind der Meinung, dass man auch bei Kindern keinen Unterschied bei der Schutzklasse machen sollte. Manche Kinder haben zum Beispiel ein Körbchen am Fahrrad, darin können sie das Schloss wunderbar transportieren. Und was das Gewicht angeht, schaffen Kinder im Schulalter das schon. Gerade die Kleinsten hängen doch sehr an ihren Fahrrädern, da sollte man kein Risiko eingehen.

Es gibt eine Broschüre, in der die Polizei alle wichtigen Tipps zusammengefasst hat – welchen persönlichen Tipp haben Sie?

Heinz Diebe schauen immer, wo sie es am einfachsten haben. Darum ist es klug, das Fahrrad mit zwei Schlössern zu sichern. Das hat einen wunderbaren psychologischen Effekt.